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Weitere Forschung zum Ursprung des Lebens des Instituts für Molekulare Evolution


Es gab eine Zeit, in der es kein Leben auf der Erde gab, und es gibt eine Zeit mit DNA-vererbende Zellen. Der Übergang ist kaum vorstellbar. In einem engen Zeitfenster von nur etwa 200 Millionen Jahren entstanden die ersten Zellen. Da der genetische Code universell ist, gehen alle modernen Lebensformen letztendlich auf diese Phase der Evolution zurück. Das war die Zeit, in der der letzte gemeinsame Vorfahre (LUCA) aller Zellen lebte. Wenn das Leben auf der Erde in geochemischen Umgebungen wie Hydrothermalquellen begann, dann entstand es aus Gasen wie CO2, N2 und H2. Anaerobe Autotrophe leben noch heute von diesen Gasen und sie bewohnen noch immer die Erdkruste. Bei der Suche nach Zusammenhängen zwischen abiotischen Prozessen in alten geologischen Systemen und biotischen Prozessen in biologischen Systemen wird deutlich, dass die chemische Aktivierung (Katalyse) dieser Gase und eine konstante Energiequelle von entscheidender Bedeutung sind.

Wir am Institut für Molekulare Evolution untersuchen die Mechanismen hydrothermaler Reaktionen, die ursprüngliche Stoffwechselwege nachahmen. Die Identifizierung geochemischer Katalysatoren, die die Gase auf dem Weg zu stickstoffhaltigen organischen Verbindungen und kleinen autokatalytischen Netzwerken aktivieren, wird ein wichtiger Schritt zum Verständnis der präbiotischen Chemie sein, die nur auf der Grundlage chemischer Energie funktioniert, ohne den Einfluss von Sonnenstrahlung. Wenn also Leben in den dunklen Tiefen hydrothermaler Quellen entstanden ist, dann ist das Verständnis der Reaktionen und Katalysatoren, die unter solchen Bedingungen ablaufen, von entscheidender Bedeutung für das Verständnis der Ursprünge.

In Hydrothermalquellen, sowohl in modernen als auch auf der frühen Erde, ist molekularer Wasserstoff (H2) der Schlüssel zu Redoxreaktionen, Katalysatorsynthesen und der Bildung von Ionengradienten. Der Wasserstoff entsteht durch den spontanen geochemischen Prozess der Serpentinisierung. Dabei reagiert Wasser mit eisenhaltigen Mineralien tief in der Erdkruste. Während der Serpentinisierung werden die mineralischen Katalysatoren Awaruit (Ni3Fe) und Magnetit (Fe3O4) in den hydrothermalen Quellen gebildet. Die organische Synthese in hydrothermalen Quellen ist für die Entstehung des Lebens relevant, da die Reaktionen eine anhaltende Energiefreisetzung beinhalten, die auf dem Ungleichgewicht zwischen CO2 und den riesigen Mengen an molekularem Wasserstoff H2 beruht. Wasserstoff war eine Quelle für Elektronen und Energie, seit es auf der frühen Erde flüssiges Wasser gab, und er versorgte frühe anaerobe Ökosysteme in der Erdkruste. Einer der ältesten und der einzige Energie freisetzende Weg der CO2-Fixierung in lebenden Zellen, ist der Acetyl-CoA-Weg. Er macht den Hauptteil des Energiestoffwechsels von Acetogenen und Methanogenen aus, alte anaerobe autotrophe Mikroben, die von H2 und CO2 über den Acetyl-CoA-Weg leben und die noch heute die Erdkruste bewohnen. Wie in Hydrothermalquellen stammen auch hier die verwendeten Elektronen und die erzeugte Energie aus H2. Während in Hydrothermalquellen Mineralien die Reaktionen katalysieren, sind es bei den modernen mikrobiellen Reaktionen Enzyme (Eiweiße). Der Acetyl-CoA-Weg liefert drei Schlüsselvoraussetzungen für das Leben: reduzierter Kohlenstoff, Elektronen und Ionengradienten zur Energiespeicherung. Der Weg ist linear, nicht zyklisch, er setzt Energie frei, anstatt Energiezufuhr zu erfordern, und seine Enzyme sind voll von ursprünglichen Metall-Kofaktoren. Der Acetyl-CoA-Weg geht auf den letzten universellen gemeinsamen Vorfahren LUCA zurück und abiotische, geochemische und organische Synthesen, die Abschnitten des Stoffwechselweges ähneln, finden in modernen Hydrothermalquellen statt.

Obwohl die Enzyme, die diese modernen mikrobiellen Reaktionen katalysieren, umfassend untersucht wurden, sind die Katalysatoren, die abiotische Reaktionen in heutigen Hydrothermalquellen fördern und die am Ursprung des Lebens beteiligt gewesen sein könnten, kaum bekannt. Ein vollständig abiotisches Analogon des Acetyl-CoA-Stoffwechselwegs aus H2 und CO2, wie es im Leben vorkommt, wurde bisher nicht beschrieben. Um die Mechanismen hydrothermaler Stoffwechselreaktionen zu untersuchen, die ursprüngliche Stoffwechselwege nachbilden, untersuchten wir am Institut für Molekulare Evolution drei verschiedene Eisenminerale, die natürlicherweise in hydrothermalen Systemen vorkommen, auf ihre Fähigkeit Stoffwechselreaktionen katalysieren zu können: Greigit (Fe3S4), Magnetit (Fe3O4) und die Nickel-Eisen-Legierung Awaruit (Ni3Fe).

Die geochemischen Reaktionen in Hydrothermalquellen weisen eine hohe Ähnlichkeit mit Stoffwechselreaktion der ursprünglichsten Mikroben auf der Erde auf. Am Ursprung des Stoffwechsels und somit des Lebens könnte die CO2-Fixierung durch hydrothermales H2 in serpentinisierenden Systemen biotischen Pfaden vorangegangen sein. Können Mineralien der Hydrothermalquellen daher auch biologische Stoffwechselreaktionen und die Reaktion zwischen CO2 und H2 katalysieren? Dieser Frage gehen wir am Institut für Molekulare Evolution nach.

In Versuchen in Edelstahlreaktoren werden Bedingungen, wie sie an alkalischen Hydrothermalquellen herrschen, simuliert. Es können hohe Drücke und Temperaturen eingestellt und kontrolliert werden. In den Reaktor werden die Stoffe gegeben, die auf der noch unbelebten Erde zur Verfügung standen: Wasser, Mineralien aus Nickel, Eisen und Schwefel und Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid. Diese Gase werden über Schläuche nach Schließen des Deckels eingeleitet. So wird ein hoher Druck im Inneren des Edelstahlreaktors erzeugt. Wasser und Mineralien befinden sich innerhalb des Edelstahlreaktors in kleinen Glasgefäßen, die in einem Zylinder aus Teflon stehen. So wird verhindert, dass die Proben Kontakt mit dem Edelstahl des Hochdruck-Reaktors haben, der u.a. Eisen beinhaltet. Nach Gaszufuhr wird der Hochdruck-Reaktor kontinuierlich über eine Heizplatte auf 100 °C erhitzt und einige Stunden bis Tage stehen gelassen. Als Mineralien dienen Greigit, Magnetit und Awaruit, die mit einer Kugelmühle zu einem sehr, sehr feinen Pulver zermahlen wurden, oder die synthetisch hergestellt wurden. Obwohl sie in ihrer Struktur und Zusammensetzung sehr unterschiedlich sind, werden Greigit, Magnetit und Awaruit geochemisch in hydrothermalen Systemen aus bereits vorhandenem zweiwertigem Eisen und Nickel synthetisiert. Nach Ende der gewählten Inkubationszeiten wurde der Reaktor nach Abkühlung und Ablassen des Drucks geöffnet und die Proben auf ihre Inhaltsstoffe untersucht.

Der US-Amerikaner Stanley L. Miller (1930–2007) war der erste Wissenschaftler, der experimentell den Ursprung des Lebens nachstellte. 1953 entlud er zahlreiche Blitze in eine Mischung, die dem Zustand der jungen Erde entsprach. Miller produzierte einfache Biomoleküle wie Aminosäuren, aber wichtige Komponenten für die Entwicklung komplexerer Moleküle fehlten. Diese Lücke möchten William F. Martin und sein Team mit ihren Experimenten schließen. In den Versuchen werden Edelstahlreaktoren verwendet. Ein solcher ist unten auf der Abbildung zu sehen. Die Reaktoren sind der Schlüssel zur Tür zurück zu den Anfängen des Lebens auf der Erde. In den Reaktoren werden Bedingungen, wie sie an alkalischen Hydrothermalquellen herrschen, simuliert. Es können hohe Drücke und Temperaturen eingestellt und kontrolliert werden. In den Reaktor werden die Stoffe gegeben, die auf der noch unbelebten Erde zur Verfügung standen: Wasser, Mineralien aus Nickel und Eisen und Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid werden über Schläuche nach Schließen des Deckels eingeleitet. So wird ein hoher Druck erzeugt. Dann wird der Hochdruck-Reaktor über eine Heizplatte erhitzt. So bleibt der Hochdruck-Reaktor dann einige Stunden bis Tage stehen. Im Anschluss werden die Reaktionsprodukte analysiert. Sie sollen die Antwort auf die Frage liefern, wie und wo die ersten Lebewesen gelebt haben und wie das Leben entstanden ist. Welche Ergebnisse die Versuche in den Hochdruck-Reaktoren liefern und welche Schlüsse daraus gezogen werden können, ist im weiteren Verlauf beschrieben.

Aufbauend auf Beweisen für katalytische Reaktivität der Mineralien, die in der Erdkruste an Hydrothermalquellen zu finden sind, untersuchten wir am Institut für Molekulare Evolution die Fähigkeit der Mineralien Greigit, Magnetit und Awaruit, die Reduktion von CO2 mit H2 in Wasser zu fördern. Und somit die ersten Bausteine des Lebens zu synthetisieren: Kohlenstoffverbindungen. Im Labor wurden in einem Edelstahl-Hochdruck-Reaktor sehr milde hydrothermale Bedingungen simuliert: 100 °C und ein Druck von 24 bar in einem Gasgemisch aus H2 und CO2 (80:20). Darin wurden Wasser und verschiedene Mineralien (Greigit, Magnetit und Awaruit) inkubiert. Nach Ende der Inkubation nach einem bis mehreren Tagen zeigte die Analyse der Syntheseprodukte, dass in Gegenwart von Greigit (Fe3S4) eine Synthese der kurzkettigen Kohlenstoffverbindungen Formiat (Ameisensäure) und Acetat aus H2 und CO2 in nahezu neutraler und alkalischer wässriger Lösung sattgefunden hatte. In den Proben mit Magnetit (Fe3O4) wurden ebenfalls Formiat, Acetat, Pyruvat (Brenztraubensäure) und Methanol nachgewiesen ebenso in den Awaruit (Fe3S4)-Proben. Ohne die Mineralien wurden keine Produkte erhalten. Was wir sehen, ist, dass sich der uralte Kern des mikrobiellen Kohlenstoff- und Energiestoffwechsels spontan vor unseren Augen entfaltet, über Nacht bei 100 °C in einer simulierten hydrothermalen Quelle auf dem Labortisch. Vielleicht sind die Reaktionen des zentralen Stoffwechsels natürlicher als man denkt.

Jedes Mineral hat eine spezifische Eigenschaft, die zu einer unterschiedlichen Wechselwirkung zwischen Ausgangsstoffen und gebildeten Stoffen führt. Nickel ist beispielsweise ein guter Katalysator für die Bildung von Formiat, während Awaruite, die aus Nickel und Eisen bestehen, der bessere Katalysator für die Synthese von Pyruvat sind. Daher reagiert jedes Metall an seiner Oberfläche anders. Somit ist eine Umgebung mit einer Mischung aus verschiedenen nativen Metallen und viel molekularem Wasserstoff – die alkalischen Hydrothermalquellen – ein guter Ort für die Synthese einiger der ältesten präbiotischen Moleküle und somit für die Bausteine des Lebens.

Die in den Versuchen nachgewiesenen Produkte sind identisch mit den Zwischenprodukten und Produkten des Acetyl-CoA-Stoffwechselwegs, dem ältesten CO2-Fixierungsweg und dem Rückgrat des Kohlenstoff-Stoffwechsels in H2-abhängigen autotrophen Mikroben (Acetogene und Methanogene). Diese Ergebnisse deuten stark darauf hin, dass die Mineralien die Bildung der Bausteine des Lebens (Kohlenstoffverbindungen) ohne organische Katalysatoren katalysieren können. Was gut mit Theorien über einen autotrophen Ursprung des mikrobiellen Metabolismus unter hydrothermalen Bedingungen übereinstimmt. Dies impliziert Acetogene und Methanogene, als sehr primitive mikrobielle Abstammungslinien. Was mit frühen Vorhersagen aus der Physiologie und mit Vorhersagen, die auf Ähnlichkeiten zwischen geochemischen und biochemischen Reaktionen basieren, übereinstimmt. Das Leben könnte an alkalischen Hydrothermalquellen entstanden sein.

Durch unsere Versuche am Instituts für Molekulare Evolution konnte bekräftigt werden, dass der Stoffwechsel aus geologischen Reaktionen an Hydrothermalquellen hervorgegangen zu sein scheint. Wenn das Leben auf der Erde in geochemischen Umgebungen wie hydrothermalen Quellen begann, dann begann es mit Gasen wie CO2 und H2. Noch heute leben anaerobe Autotrophe von diesen Gasen, und sie bewohnen noch immer die Erdkruste. Bei der Suche nach Zusammenhängen zwischen abiotischen Prozessen in alten geologischen Systemen und biotischen Prozessen in biologischen Systemen wird deutlich, dass die chemische Aktivierung (Katalyse) dieser Gase und eine konstante Energiequelle entscheidend sind. Die durch die Versuche des Instituts für Molekulare Evolution identifizierten geochemischen Katalysatoren, die diese Gase auf dem Weg zu organischen Verbindungen und kleinen autokatalytischen Netzwerken aktivieren, sind ein wichtiger Schritt zum Verständnis der präbiotischen Chemie, die nur auf der Basis chemischer Energie arbeitet ohne den Eintrag von Sonnenstrahlung. Wenn also Leben in den dunklen Tiefen hydrothermaler Quellen entstanden ist, dann ist das Verständnis von Reaktionen und Katalysatoren, die unter solchen Bedingungen ablaufen, entscheidend für das Verständnis der Ursprünge.

Alles Leben, alle Zellen bestehen aus der gleichen Materie. Zellen funktionieren, weil sie ein Netzwerk von ungefähr 1.000 Reaktionen haben, die die Bausteine des Lebens liefern und organisieren. Zellen bilden autokatalytische Netze von Molekülen, die Kopien von sich selbst produzieren. Wie die ersten sich selbst erhaltenden Stoffwechsel-Netzwerke am Ursprung des Lebens entstanden, ist eine große offene Frage. Autokatalytische Gruppen, die kleiner als metabolische Netzwerke sind, wurden als vorübergehende Zwischenstufen am Ursprung des Lebens vorgeschlagen. Das Institut für Molekulare Evolution konnte im mikrobiellen Stoffwechsel selbsterhaltende Netzwerke, die alle ihre Reaktionen kollektiv katalysieren, nachweisen. Diese autokatalytischen Netzwerke lassen sich im Stoffwechsel ursprünglicher anaerober Autotrophen finden. Sie decken Zwischenstadien bei der Entstehung von Stoffwechsel-Netzwerken auf und schließen die Lücken zwischen der Chemie der frühen Erde und dem Leben.

Die Forschung zu alkalischen Hydrothermalquellen und die Forschung zum Ursprung des Lebens haben gezeigt, dass das Leben an einem Ort entstanden sein muss, der ohne Sonnenlicht, ohne Sauerstoff, nicht zu heiß, mineralreich, alkalisch und voller Gase (H2, CO2, N2) gewesen sein muss. Der letzte gemeinsame Vorfahre war anaerob, CO2-fixierend, H2-abhängig, N2-fixierend und wärmeliebend (thermophil). Der Stoffwechsel der Zellen enthält noch heute Beweise, die den Prozess widerspiegeln, durch den sie entstanden sind. Die chemolithoautotrophe Lebensweise – die Umwandlung von anorganischem Kohlenstoff in Zellmasse mit anorganischen Elektronenspendern unter Verwendung von chemischer Energie anstelle von Licht – ist unter modernen Mikroben verbreitet, die ähnliche Umgebungen wie auf der frühen Erde bewohnen. Dies impliziert Acetogene und Methanogene als sehr primitive mikrobielle Abstammungslinien in Übereinstimmung mit frühen Vorhersagen aus der Physiologie und mit Vorhersagen, die auf Ähnlichkeiten zwischen geochemischen und biochemischen Reaktionen beruhen. Es stimmt auch mit der Identifizierung überlappender autokatalytischer Netzwerke im Metabolismus von Acetogenen und Methanogenen überein, die eine Rolle für niedermolekulare Reaktionssysteme vor dem Aufkommen von Protein und RNA implizieren.

Alle uns bekannten Lebensformen verwenden Proteine aus Aminosäuren, Nukleinsäuren aus Purinen, Pyrimidine, Zucker und Phosphat. Das bedeutet, dass die ersten Lebensformen, von denen alle modernen Formen abstammen, diese Kernchemie zusätzlich zum universellen genetischen Code hatten. Aber wie viele Reaktionen werden für die Synthese der Zellbausteine und der zu ihrer Herstellung benötigten Cofaktoren benötigt? Wie sah die Natur der frühen Zellen aus? Dies ergibt einen Eindruck davon, wie herausfordernd es wäre, die Hauptbestandteile des Lebens am Ursprung herzustellen, mit oder ohne Enzyme. Eine bioinformatische Analyse des Instituts für Molekulare Evolution beantwortete die Fragen. Es sind 402 Reaktionen im ursprünglichen Stoffwechsel zu finden, der H2, CO2 und NH3 in Aminosäuren, Basen und Cofaktoren umwandelt. Der Kern stellt eine Sammlung von Reaktionen dar, die die Synthese von RNA und Proteinen unterstützen. Er war in den ersten Zellen vorhanden, aber er kann kaum auf einmal entstanden sein. Die Hochdruck-Reaktor-Versuche weisen darauf hin, dass der Kern selbst wahrscheinlich von H2 und CO2 ausging und von Pyruvat aus nach außen wuchs, während Stickstoff aus NH3 eingebaut wurde. Wie komplex der Kern vor der Entstehung von Enzymen geworden sein könnte, ist eine Frage für zukünftige Studien.


Abschließende Worte

An Tiefsee-Hydrothermalquellen gedeihen ganze Ökosysteme in völliger Finsternis. Am Anfang ihrer Nahrungskette steht daher nicht die Sonne: Es sind chemische Energieträger wie molekularer Wasserstoff, die aus dem Erdinneren strömen. Seit ihrer Entdeckung werden Hydrothermalquellen im Zusammenhang mit dem Ursprung des Lebens diskutiert, weil die Erde dort chemische Energie spendet. Die chemischen Bedingungen dort sind für die Umwandlung von CO2 in organische Substanzen – die Bausteine des Lebens – förderlich. In Hydrothermalquellen ist molekularer Wasserstoff (H2) der Schlüssel zu Redoxreaktionen, Katalysatorsynthesen und der Bildung von Ionengradienten.

Wie in Hydrothermalquellen stammen auch die im Energiestoffwechsel ursprünglicher anaerober autotropher Mikroben (Acetogene und Methanogene) verwendeten Elektronen und die erzeugte Energie aus H2. Den Hauptteil ihres Energiestoffwechsels macht der Acetyl-CoA-Weg aus, einer der ältesten und der einzige Energie freisetzende Weg der CO2-Fixierung in lebenden Zellen. Durch Simulationen von hydrothermalen Bedingungen im Labor konnten wir am Institut für Molekulare Evolution Produkte generieren, die identisch mit den Zwischenprodukten und Produkten des Acetyl-CoA-Stoffwechselwegs sind. Während in Hydrothermalquellen Mineralien die Reaktionen katalysieren, sind es bei den modernen mikrobiellen Reaktionen Enzyme (Eiweiße). Diese Ergebnisse deuten stark darauf hin, dass die Mineralien in Hydrothermalquellen die Bildung der Bausteine des Lebens (Kohlenstoffverbindungen) ohne organische Katalysatoren katalysieren können. Was gut mit Theorien über einen autotrophen Ursprung des mikrobiellen Stoffwechsels unter hydrothermalen Bedingungen übereinstimmt. Dies impliziert Acetogene und Methanogene, als sehr ursprüngliche mikrobielle Abstammungslinien und geht mit frühen Vorhersagen aus der Physiologie und mit Vorhersagen, die auf Ähnlichkeiten zwischen geochemischen und biochemischen Reaktionen basieren, einher.

Das Leben könnte an alkalischen Hydrothermalquellen entstanden sein. Aber der letzte und entscheidende Schritt – der Übergang zur freilebenden Zelle – setzte voraus, dass die Reduktion von CO2 mit Elektronen aus H2 mit dem Aufbau eines eigenständigen, selbst erzeugten Protonengradienten gekoppelt wurde. Diejenigen Urzellen, die das geschafft haben, konnten ihrem geochemischen Brutkasten entkommen, und der Zugang zur Evolution als freilebende Zellen wäre geschafft gewesen. Demnach wären die ersten Lebewesen hinsichtlich Größe und Form von modernen Prokaryoten kaum verschieden und ihrem biochemischen Wesen nach den acetogenen Bakterien und den methanogenen Archaeen ähnlich gewesen.

Wir bedanken uns für Ihr Interesse an unserer virtuellen Ausstellung zum Ursprung des Lebens und hoffen, dass wir unsere Begeisterung für das Thema und die Forschung mit Ihnen teilen konnten.


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